Im Studio von Ernst Krenek in Palm Springs

Aus dem Archiv

Das behagliche Studio Ernst Kreneks im Wohnhaus des Ehepaars Krenek in Palm Springs war nicht nur ein Raum für die kreative Arbeit des Komponisten und Schriftstellers, sondern beherbergte auch ein paar besondere Schätze.

Gleich neben dem Eingang ins Studio war an einer Wand ein mit Nägeln beschlagenes Holzkreuz aus Spanien aus dem 17. Jahrhundert angebracht, welches Krenek von der Organistin Maria Hofer geschenkt bekommen hatte.
In seinen Memoiren erinnerte er sich:

 

„Bei den Hertzkas wohnte eine große, ziemlich attraktive Frau namens Maria Hofer. […] Diese Maria engagierte sich für katholische Angelegenheiten, spielte Orgel (man hatte im Haus ein Instrument für sie gebaut) und komponierte Musik, von der ich nichts kenne. Zu einem späteren Zeitpunkt schenkte sie mir ein spanisches Kreuz aus dem siebzehnten Jahrhundert, zwei Stücke dunkles Holz, die mit Hunderten von winzigen Nägeln beschlagen sind, der Beschriftung nach von einem spanischen Mönch namens Juan de la Madre angefertigt. Ich hatte dieses Stück sehr gern und bin froh, daß ich es jetzt wieder bei mir habe, nachdem ich es zusammen mit allem anderen 1937 in Wien zurückgelassen hatte.“

 

Ernst Krenek, Im Atem der Zeit

 

Nicht unweit des Holzkreuzes hing ein gerahmtes Portraitfoto von Anton Webern mit einer persönlichen, handschriftlichen Widmung: „Seinem lieben Freunde Ernst Krenek / 1936 / Herzlichst Anton Webern“. Auch Portraitfotos von Schönberg und Strawinsky, einige Poster und zahlreiche Ansichtskarten zierten die Wände des Studios. An seine Heimatstadt Wien erinnerte ihn ein Foto seines Geburtshauses in der Argauergasse im 18. Wiener Gemeindebezirk.

Die wohl augenscheinlichste Kostbarkeit in seinem Studio war sein Buchla Modular-Synthesizer der Serie 100, eines der ersten Synthesizer-Systeme für den Heimgebrauch, welches Ernst Krenek direkt beim Elektronik-Pionier Donald „Don“ Buchla in Auftrag gegeben hatte. In Briefen im Archiv des Ernst-Krenek-Instituts lässt sich heute nachlesen, wie die einzelnen Module des Synthesizers nach Kreneks Wünschen zusammengestellt und gemeinsam mit weiterem Equipment, darunter ein Tonbandgerät und ein Verstärker, Ende November 1967 persönlich von Don Buchla nach Palm Springs geliefert wurden. Dass das Synthesizer-System mehr als der zu jener Zeit beliebte Ford Mustang I kostete, veranschaulicht die Investition, die Krenek mit dem Kauf des elektronischen Instruments tätigte. Nur wenige Jahre später entstand darauf beispielsweise sein Werk „Tape and Double“ (Doppelt beflügeltes Band), op. 207 für zwei Klaviere und Tonband, fertigstellt am 1. Jänner 1970 in Palm Springs.

Auf seinem Schreibtisch mit Blick in den Wüstengarten hatte Krenek eine kleine Sammlung von Steinen arrangiert. Mineralien faszinierten ihn seit seiner Kindheit. Seine Reiseschreibmaschine der Marke Smith Corona und eine Sammlung an Schallplatten, Tonbändern und Büchern wurden ebenfalls in seinem Studio aufbewahrt. Die gemütliche Sitzecke neben einem großzügigen Fenster samt Terrassentüre hat Krenek bestimmt einige entspannte Stunden geschenkt.

Viele dieser Objekte sind in der Ausstellung „Zu Gast bei Ernst Krenek (1900-1991)“ im Salon Krenek zu sehen. Noch anschaulicher wird sein Studio bei einem virtuellen Rundgang durch die ebenfalls im Salon Krenek über einen großformatigen Touchscreen verfügbar gemachte 3D-Rekonstruktion des Wohnhauses der Kreneks. Das Studio ist seit kurzem auch Teil dieses Rundgangs.

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