Über Schuberts Unvollendete Sinfonie
Abstract
Für eine Sendung im Südwestfunk Baden-Baden im Jahr 1968 analysierte Ernst Krenek ausführlich Schuberts beliebte “Unvollendete” Symphonie. Nach kurzen einleitenden Worten zur Entstehungsgeschichte geht Krenek auf formale Details und die harmonischen Besonderheiten des Werks ein. Er betrachtet auch die fragmentarischen Skizzen zu einem von Schubert nicht mehr ausgearbeiteten dritten Satz.
ÜberSchubert's Unvollendete Sinfonie
für SWF
Das Beiwort "unvollendet" pflegt die Vorstellung auszu-
lösen, daß der Komponist im Wettlauf mit dem Tod unterlag
und ein hoffnungsvoll fortschreitendes Projekt aufgeben
mußte, weil ein grausames Schicksal es so bestimmt hatte.
Auf viele unvollendete Arbeiten trifft das wohl zu, aber
im Falle von
Über das Schicksal des Manuskripts ist nicht viel bekannt,
außer daß
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einer Lokalgröße ausreichten. Er war bis 1839 Präsident
des neugegründeten Steiermärkischen Musikvereins. Aus nicht
ganz klaren Gründen vernichtete er 1841 seine Tagebücher,
die zweifellos viel Information über
Am 20. September 1823 richtet
Es ist vielleicht müßig, aber doch verführerisch,
darüber zu spekulieren, was ein Werk wie diese ihres seiner
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Vermutlich ist
es die sanft melancholische Atmosphäre, die den In-
halt des Werkes charakterisiert. Bekanntlich scheut
der zeitgenössische Komponist beinahe vor nichts mehr
zurück, als der Musik - nicht nur seiner eigenen, sondern
aller Musik - irgendwelche semantische Bedeutungen
zu unterschieben. Während die romantische Geistesver-
fassung bis weit in unser Jahrhundert hinein die
Überzeugung vertrat, daß Musik Gemütszustände mit
großer Genauigkeit nicht nur ausdrücken konnte, sondern
auch ausdrücken musste, wenn sie ernst genommen und
erfolgreich sein wollte, neigen wir heute zu der Ansicht,
daß solche psychologisierende Assoziationen mit außer-
musikalischen Gehalten eine durchaus freiwillige und
völlig subjektive Leistung des Zuhörers darstellen, während
das Wesen der Musik in der Gestalt ihrer tönenden
Materie beschlossen ist. Was diesen Wandel der Ein-
stellung verursacht haben mag, ließe sich von ver-
schiedenen Gesichtspunkten diskutieren. Daß solche
Veränderungen des allgemeinen Bewußtseins periodisch
anftreten, läßt sich durch die ganze Geschichte des
Abendlandes verfolgen.
Wenn wir der Unvollendeten Sinfonie soeben eine
sanft melancholische Atmosphäre zuschrieben, so
bezog sich das auf jene charakteristischen Eigen-
schaften ihrer Musik, denen e Tradition beruhen, da erst die Tradition
einen Reaktionsmechanismus entwickelt, der es er-
laubt, mit bestimmten musikalischen Konfigurationen
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regelmäßig bestimmte Vorstellungen emotioneller
Natur zu verbinden. Wenn die Tonsprache ungewohnt
ist, d. h. von der Tradition abweichend und in über-
kommene Normen nicht einordenbar, kann der Reaktions-
mechanismus nicht funktionieren, und die traditionsbe-
wußten Hörer sind enttäuscht, weil ihnen die Musik
"nichts sagt", wie sie das auszudrücken pflegen.
Daß heute die Reaktionsfähigkeit von Hörern, die
willig sind zu glauben, was die Musik ihnen sagt, nicht
mehr ganz dieselbe ist wie zur Zeit der Hochblüte roman-
tischen Gefühls, läßt sich etwa an einem Bericht ermessen,
es
Es ist nicht anzunehmen, dass heute viele Hörer der in einen auf ist also nicht
sehr schnell, der zweite mit Andante von moto, und ist
demzufolge nicht sehr langsam. Auch das Metrum ist
für beide Sätze das gleiche. Das der dreiteilige Takt
im ersten Satz als drei Viertel und im zweiten als
drei Achtel dargestellt ist, bedeutet nur einen gra-
phischen Unterschied. Dramatische Elemente fehlen
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nicht. Sie sind, wie zu erwarten, besonders im ersten Satz
stärker ausgeprägt, aber auch hier gut diszipliniert
und dem lyrisch-besinnlichen Charakter des Ganzen
als kontrastierender Hintergrund eingebaut. Wenn
Maßhalten bezeichnend ist für den Ausdrucksbereich
dieser Sinfonie, so gilt das auch für die rein physische
Dimension. Dem Werk kann man kaum jene „himm-
lische Länge" nachsagen, die
Wenden wir uns nun den kompositorischen Details
zu. Diese sind es nämlich, die den Werk eine so uner-
schütterliche Position im Herzen der Musikliebhaber ge-
sichert haben, wenn diese zu tu ihre
Die außerordentlich klare und einfache Gliederung der Sinfonie macht es möglich, eines ihrer Formelemente nach dem anderen zu betrachten. Hier ist zunächst das erste solche Element: Ex. 1 Takt 1 - 38
Hier lassen sich drei verschiedene Bestandteile deutlich unterscheiden. Die ersten acht Takte, für Celli und Bässe allein notiert, enthalten eine Grundidee, die zunächst gar nicht weiter verwendet wird. Sie wird abgelöst von dem so unverwechselbar
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charakteristischen Geflüster der Geigen, über dem sich
alsbald die weit ausgesponnene melodische Linie
der Bläser erhebt, die man als das erste Thema
dieses Sonatensatzes bezeichnen kann. Es wird von
Nutzen sein, vor allem den auf- und absteigenden
Sekundschritt ins Auge zu fassen, der die weitere
Entwicklung dieses Abschnittes dominiert, zunächst
als Ausweichung zu einem Klavier T. 17-18, 20-21
Wie wir schon wahrgenommen haben, kommt dieser
Abschnitt, also das erste Thema dieses sinfonischen
Satzes, zu einem vollen, absoluten Abschluß
in der Haupttonart H moll, mit einer fortissimo
Kadenz Dominante-Tonika. Man könnte nichts
überzeugenderes finden, wollte man die Komposition
an diesem Punkt zu ihrem totalen Ende bringen.
Und doch stehen wir erst an ihrem Anfang.
Was tut
Das gehaltene D ist die Dominante der nächsten
Tonart, G dur, und diese wird im vierten Takt
durch eine ganz knappe Kadenzwendung erreicht.
Das ist typisch für minialerer weiter reduzierter
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Die Dominante der neuen Tonart, E moll, wird ganz kurz berührt, und schon sind wir im zweiten Thema. Die gleiche Situation findet sich im letzten Satz. Das erste Thema stoppt auf seiner Dominante, kurze Generalpause, die Hörner spielen die Dominante von G dur an, und das zweite Thema- setzt unvermittelt ein. Ex. 4 C dur p. 220
Vergleichen wir damit etwa entscheidender
Man fühlt deutlich, wie der Komponist den festen
Boden von F dur nach und nach verläßt und
in einer Passage von vierzehn Takten auf die Do-
minante von C dur hin manövriert. Die analoge
Stelle aus der
Hier ist das Verfahren noch raffinierten. Während
Klav.
Für sieben Takte hält er sich in cis moll auf, und erst dann wendet er sich definitiv der angestrebten Dominant-Tonart E dur zu. Der Übergang ist so fließend und kontinuierlich, daß man zunächst nicht sicher sein kann, ob die Erreichung von E dur auch mit dem Eintritt eines zweiten Themas zusammen- fällt. Andere, charakterische Motive, die erst ein paar Takte später auftreten, könnten so gedeutet werden. Und hier ist einer der wesentlichen Punkte,
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in welchem sich die kompositorischen Denkweisen von
darzustellen, einen Strom, aus dem sich thematische
Elemente als vorübergleitende Inseln abheben, ohne
fest umrissene Gestalt zu gewinnen und zum Verweilen
einzuladen. Der Unterschied wird ganz deutlich, wenn
wir jetzt
Das ist nicht irgendwie unmerklich aus einem viel früher
in Gang gesetzten Prozess nach und nach entwickelt
wie es bei diesem vor allem die Konfiguration
des dritten Taktes im Auge (oder im Ohr) behalten:
Klavier
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Das Lied bricht ab, und es folgt eine dramatische Geste, als ob
der Komponist sich plötzlich erinnert hätte, was man dem richtigen
sinfonischen Stil schuldig ist. Auch die Fortsetzung entspricht
der Vorstellung dieses Stils. Wir haben eine Passages, die aus
Das klingt ein wenig wie Imitation, , und damit erinnert es typisch an
die Charakterstika der sinfonischen Durchführung. Der erste
Teil des Satzes, die sogenannte Exposition, bringt das schöne
Lied zurück und schließt seine verkürzte Fassung beruhigend
ab.
Ex. 9 94 - 104
Die von der Klassischen Tradition verlangte wörtliche Wieder- holung der Exposition wie auch der nach der Wiederholung beginnende Durchführungsteil werden wieder ohne jede Überleitung durch anscheinend gänzlich kunstlose Juxtaposition angeschlossen. Ex. 10 a) 104 - 109 b) 104 - 112
Die Durchführung befaßt sich vor allem mit der in den
ersten acht Takten des Werkes dargestellten, aber bisher
außer acht gelassenen Idee. Vom zweiten Thema hören
wir nur ab und zu den synkopierten Rhythmus,
der den Eintritt der Liedmelodie begleitet.
Klavier ganze
Wir haben vorhin das Wort "kunstlos" gebraucht. Das
war natürlich nicht so gemeint, als hätte
in seiner sprichwörtlichen Naivität nicht gewußt, wie
man richtig komponiert, was ihm ja oft genug vor-
gehalten und nachgesagt worden ist. Wenn er
seine Themen übergangslos nebeneinanderstellt, zeigt das
nicht etwa, daß er keine Übergänge schreiben konnte,
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sondern höchstens, daß seine Vorstellung von musikalischer
Struktur so beschaffen war, daß die von anderen Komponisten
bevorzugte Technik des Übergangs nicht notwendig war.
Die Durchführung, die wir im Augenblick betrachten, beweist,
daß Themas, das er
der Durchführung zugrunde legt, lautet:
Klavier
Sehr bald erscheint es in der Umkehrung, d.h. statt aufzu-
steigen geht es abwärts:
Klav
Das aber bringt es in enge Nachbarschaft zu der Kette
von Vorhalten, die wir im ersten Thema beobachtet haben:
Klav
Und die pizzicatos, die jetzt als Unterbau der vom
zweiten Thema bezogenen Synkopen auftreten, sind eine
Vergrößerung, d. h. rhythmische Ausdehnung des vierten
Taktes der Anfangsidee des ganzen Werkes.
Klav 166 - 169, und 115 - 119
Das alles ebenso man es sich nur wünschen kann.
Die Knappheit dieser in Behandlung der Sonatenform,
indem er sich hier auf das Material der Exposition
und sogar auf einige beschränkt.zu erster thematischer
Komplex hat hauptsächlich zwei Elemente:
Ex. 11 a)
11
Das lassen sich etwa diese Gestalten
unterscheiden:
Ex. 12 a) f dur mit
Die Durchführung nimmt sogleich das erste Thema auf, aber statt es aufzulösen, wie es der Idee der Durchführung entspricht, benützt Schubert den ersten Takt als Stich- wort zu einer kleinen lyrischen Gestalt, die man als Variation jenes Themas betrachten könnte. Ex. 13 Beginn Durchführung
Etwas später verwendet er einen unscheinbaren Begleitungs- rhythmus, um daraus einen anderen Lyricismus zu entwickeln: Ex. 14 Des dur Stelle
Und damit nicht genug: dieselbe Figur dient ihm zu
einem weiteren, besonders reizvollen poetischen Erguß,
der mit der Substanz der Exposition sehr wenig und
mit dem dynamischen Charakter der traditionellen
Durchführung gar nicht zu tun hat.
Ex. 15 D moll Stelle
Während erst
12
In musikhistorischer Perspektive gesehen, ist ist
Aber in der Fortsetzung verschwimmen die Konturen
alsbald, kontrapunktische Gegenstimmen dehnen sich
über die Einschnitte der individuellen Phrasen, das ur-
sprüngliche Motiv erscheint verkürzt, in Engführung
und so fort - in anderen Worten, das Bild des musi-
kalischen Verlaufs entspricht viel mehr dem Charakter,
der traditionell für den Durchführungsteil reserviert
war, als den bei
Es ist jedoch interessant, daß in der neuesten Musik
doch wieder etwas von
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Reiz gestellt und auf eine zusammenhängend verfolg-
bare Struktur weitgehend verzichtet. Natürlich besteht ein
himmelweiter Unterschied zwischen der romantischen Menta-
lität, die sich an der unerschöpflichen Sequenz einer
poetischen Bildergalerie erfreut, und der existen-
tialistischen Disposition, die die Intensität des Erlebens
vom Augenblick erwartet und eine Sinngebung des
Zusammenhangs als unerheblich verwirft. Immerhin
bestehen da gewisse Parallelen, und es ist reizvoll sie
zu beobachten, wenn auch ihnen geschichtlich und philo-
sophisch nachzugehen den dieser
Kehren wir jedoch nun zu der angesteuert, während in der Reprise jene Grund-
tonart befestigt werden soll. Wiederum liegt hier
eine merkwürdige Kombination von kunstloser Einfach-
heit und kunstgriffiger Arglist vor. Da , sondern das
getan hat, was die Reprise von ihm erwartet, nämlich
die Befestigung der Haupttonart, könnte er sich jetzt
gewissermaßen zur Ruhe setzen und seine Exposition
wörtlich wiederholen. Er ist auch in Bezug auf the-
matische Problenstellung nicht sehr arbeitsam, in-
dem er auf jene zusätzliche Durchführung des
Hauptthemas verzichtet, die bei
14
Statt dessen ist Da G eine große Terz tiefer liegt als
H, muß
bis zur Mitte des zweiten Themas.
18
15
Und das seines Verfahrens. Die Er-
klärung, die wir hier herausgearbeitet haben, klingt unbe-
schreiblich viel komplizierter als die Musik, die sie zu er-
klären sucht. In den ungezählten Sonatensätzen, die ausgelegten Teile in
fließend elastischem Zusammenhang zu halten, sind den
wohlbekannten Mustern des traditionellen Vorrats so nahe
verwandt, daß die Originalität der Grundidee niemals
schockierend wirkt, ja oft nicht einmal bemerkt wird.
Ein solches extra Scharnier erscheint am Ende der Reprise
des zweiten Themas. Nachdem sich biegen. Und er tut
gerade das, indem er an die Stelle, an der das zweite Thema
in der Exposition abbricht, eine viertaktige Sequenz an-
hängt, die das Niveau rein mechanisch von D nach H
herunterbringt. Das ist, vom Standpunkt des Kompositions-
handwerks, ebenso primitiv wie raffiniert, kunstlos wie arg-
listig. Nicht jeder kann sich das leisten. Hier ist jetzt dieser
zweite Teil des zweiten Themas mit Anschluß
Die Coda des Satzes enthält keine weiteren Überraschungen.
Wie zu erwarten, beginnt sie so wie die Durchführung mit
jenem allerersten Gedanken des Satzes und stützt
sich vor allem auf dessen erste zwei Takte.
Greifbare, auf deutlich erkennbare Absichten des
Komponisten zurückführbare Beziehungen zwischen den
beiden vollendeten Sätzen der so schnell arbeitet wie
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Motivbeziehungen auszustatten. Bei
auch in kontrastierenden Abschnitten manche ähnliche
Gesten beobachtet werden können.
Der zweite Satz der und den Bereich der tiefsten Oktave absteigende19
Wenn die ersten zwei Takte eine Erinnerung an den ersten Satz
wachrufen, so läßt sich das auch von dem melodischen Profil
des Themas sagen. Die Figur
Klav Klav Klav.
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gis zu g, Klav cis zu c Klav. und a zu ais Klav. Das
Resultat ist ist ein Lieblingsstück
in Klav Astes der thematischen Linie,
statt Klav. ins Spiel, jetzt stark
verkürzt. Hier die Fortsetzung des Themas, die zu dieser eben
besprochenen Schlußwendung führt.
Ex. 20 II 16 - 32
Im folgenden Abschnitt, der das volle Orchester mit einer Art
lokaler Durchführung der thematischen Substanz beschäftigt,
tritt die Beziehung des Klav
Wiederum führt ein rudimentärer Übergang zum zweiten Thema des Satzes. Vier Töne in den ersten Geigen, und das Thema setzt sogleich ein, in cis-moll, der parallelen Molltonart. Ex. 21. II 60 - 83
Das ist eine weit ausgespannte Melodie, achtzehn
Takte ohne Unterteilung durch periodenbildende
Symmetrien, wie eine Hängebrücke, die sich ohne Pfeiler
über ein weites Tal schwingt. Die Spannung wird ge-
tragen von dem harmonischen Geschehen, sich der
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ganz wenig verändert wird, durch Senkung des gis zum
g (Klav.) Das aber macht ihn zum Dominant Akkord
von D dur, einer himmelweit entfernten Tonart. Nach den
Konventionen des tonalen Zeitalters sind jene Tonarten nahe
verwandt, deren Grundtöne im Quintenzirkel angeordnet
sind, also beginnend mit cis erhalten wir die Reihe
gis dis b, f c g d. Das heißt also, daß D dur sieben
Stellen weit von Cis als entfernten Cousin zu betrachten. Aber durch
den eben analysierten alternierten Akkord rückt diese Tonart
in die nächste Nähe. Und in ein paar Takten enthüllt
sie
uns zur zweiten Natur geworden sind. Im Grunde genommen
sind jedoch die Prozesse der tonalen Harmonie, die so
oft und gern als selbstverständliche Resultate
naturgegebener Prinzipien hingenommen werden, äußert
kompliziert. Hier ist nun der zweite Teil dieses Themas,
nämlich seine Wiederholung in Des dur:
Ex. 22. II 84 - 95
Hier wird klar, warum wir bei der Besprechung des
ersten Satzes auf jene von seinem zweiten Thema ab-
geleitete rhythmische Figur Hier sie anderen Themas, wobei auch
noch der von uns beobachte Sekundschritt
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Auch dieses Thema hat seine kurze, lokale Durchführung, die auch hier dem vollen Orchester anvertraut ist. Sie ist der dramatische Höhepunkt des Satzes, indem hier die Bewegung noch weiter beschleunigt wird, durch Einführung von Zweiunddreißigsteln. Ex. 23 II 96 - 110
Nach einigen hübschen Rundgängen durch andere Tonarten
kehrt Klav
Von hier an ist der Verlauf des Satzes durchaus parallel
zu seinem ersten Teil, aber wiederum weicht die Verteilung
der Tonarten vom konventionellen Schema etwas ab. Das
zweite Thema erscheint nicht in der Haupttonart E dur,
wie es erwartet werden konnte, sondern in A, zunächst Moll,
dann Dur, wie im ersten Teil. Das macht wiederum
die Anbringung eines jener zusätzlichen Scharniere notwendig.
Nach dem durchführungsartigen Einsatz des vollen Or-
chesters wird eine kleine Modulation eingeschoben; sie
dem so fest etablierten zurück, der schon
mehrfach den Abschluß des musikalischen Verlaufes
angezeigt hatte.
Ex. 25 II 237 - 261
Die Coda ist so gestaltet, daß zunächst wieder die Über- gangstöne der ersten Geigen erscheinen, als wollte man noch einmal das zweite Thema bringen und nochmals in abliegende Tonarten schweifen, jedoch die Holzbläser biegen zwei solcher Versuche sogleich ab, indem sie sich auf das Hauptthema besinnen. Ex. 26 II. 280 - 300
51
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und die vielbemühte Sechzehntelfigur bringt den Satz zu Ende.
Die Wiederholungen der einzelnen Strukturbestandteile in der
zweiten Hälfte sind zwar wörtlich, was die musikalische Sub-
stanz betrifft, aber nicht mechanisch, indem die Verteilung
dieser Substanz auf die Instrumente variiert wird. Noch
kann man in dieser Sinfonie nicht von jenem romantischen
Klangfarbenbewußtsein sprechen, wie es sich eine Generation
später bei
Er bleibt jetzt noch die fragmentarische Skizze für einen
dritten Satz
wovon etwas mehr als die Hälfte als eine Art zweihändiger
Klaviersatz ausgeführt ist, während der Rest meist
nur eine Tonlinie in der rechten Hand aufweist. Von einem
Trio ist nur eine Melodielinie von 16 Takten vorhanden,
etwa ein Drittel des Ganzen. Einige Charakteristika des
Scherzo Fragmentes legen die Vermutung nahe, daß von den Ideen der ersten zwei Sätze erfüllt war
und an eine Vollendung des ganzen Werkes denken
mochte. Auch das Scherzo beginnt wie der erste Satz
mit einer einstimmigen Tonlinie von acht Takten, die
in der Tonart von H-moll eine Oktave absteigend
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durchmisst, wenn auch diesmal fortissimo vom vollen Orchester
gespielt.
Klav. Ex. 1-8
Diese acht Takte hat Ex. 9- 40
Der zweite Teil des Scherzos hat den seit die Klav. 109-112.
ein symmetrischer Viertakter entsprechen: Das ist unnachahmlich charakteristische,
echt
Das Schöne an