Der Diktator / Der Zerbrochene Krug

Oper
Die Schlussszene des Operneinakters Der Diktator, für die Shakespeares Drama King Richard III Pate stand, sah Ernst Krenek selbst als die zentrale Passage seiner Oper an, habe er das Werk doch nur wegen ihr in Angriff genommen: Der Diktator will sich im Finale - den Warnungen seiner Frau Charlotte zum Trotz - des Objektes seiner erotischen Begierden, Maria, bemächtigen. Von der suggestiven Wortmacht des Diktators beeinflusst, erklärt sich Maria dazu bereit, wirft sich dann allerdings in die Flugbahn einer dem Diktator bestimmten und von dessen Ehefrau abgefeuerten Kugel. Die manipulative Kraft des Tyrannen wird hier im Opfertod durch eine Frau also noch potenziert; für sie gibt es keinen Grund für ein solches Opfer, im Gegenteil: Ihr Mann verlor in einem von dem Diktator angezettelten Krieg sein Augenlicht. Laut der Aussage des Komponisten fände die wechselseitige Integration von handfestem Realismus und symbolistischem Handlungsgeschähen ihre Entsprechung in der 'raum- und zeitraffenden Gewalt der Musik, die größte Kontraste auf kleinstem Raum verlangt' sowie im Wechsel von dissonant-dramatisch und lyrisch-konsonant akzentuierten Partien.

Der Dorfrichter Adam muss über eine von ihm selbst begangene Tat, deren Hintergründe sich nur allmählich enthüllen, zu Gericht sitzen. Viktor Ullmann komponierte seine Oper und Heinrich-Kleist-Adaption Der zerbrochene Krug vermutlich 1940/41, also kurz bevor er 1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert worden ist. Das Libretto richtete Ullmann nach der Vorlage des kleistschen Lustspiels selbst ein. Der Komponist, Musiklehrer sowie Journalist Ullmann wirkte vor allem in Prag, wo er in den 1920er Jahren zu der Spitze der musikalischen Avantgarde gehörte. Nach der Okkupation der Stadt durch das nationalsozialistische Deutschland war es ihm unmöglich, eine feste Anstellung zu finden – er arbeitete freiberuflich in der Musikpädagogik, im Rundfunk und hielt Vorträge – und 15 seiner späten Kompositionen konnte er nur dank einer Erbschaft im Eigenverlag veröffentlichen. Die Uraufführung des Zerbrochenen Kruges fand erst 1996 bei den Dresdner Musikfestspielen statt, 52 Jahre nach der Ermordung des Komponisten in einer Gaskammer im Vernichtungslager Auschwitz.

Programm

Ernst Krenek:
Der Diktator, op.49

Viktor Ullmann:
Der zerbrochene Krug
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Personen

Karsten Januschke, Musikalische Leitung
Marie Pons, Bühne
Gesine Völlm, Kostüme
Christian Kass, Licht
Benedikt Stampfli, Dramaturgie

Münchener Kammerorchester

Der Diktator:
Martha Teresa Münder, Inszenierung
Boris Prygl, Diktator
Reka Kristof, Charlotte
Paula Iancic, Maria

Der zerbrochene Krug:
Andreas Weirich, Inszenierung
Oleg Davydov, Walter
Milan Siljanov, Adam
Long Long, Licht
Alyona Abramowa, Marthe
Anna El-Khashem, Eve
Boris Prygl, Veit
Galeano Salas, Ruprecht
Niamh OSullivan, Brigitte
Alexander York, Bedienter
Paula Iancic, Erste Magd
Niamh OSullivan, Zweite Magd

Cuvilliéstheater
Residenzstraße 1
80539 München
Deutschland

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