Aus Lothar Knessls Führer durch Ernst Kreneks Bühnenwerke

Flaschenpost vom Paradies oder Der englische Ausflug

Fernsehspiel, op. 217 (1972/73)

Text
Ernst Krenek


Verlag / Rechte
Manuskript, nicht verlegt


Dauer
25 Minuten


Ursendung
1974 ORF Wien

R Hermann Lanske


Sendungen
2009 (Wien, brut im Konzerthaus, Vorführung der ORF-Aufzeichnung bei „Televisionen – Neue Musik im Fernsehen“ im Rahmen von Wien Modern 2009)
 
Aufzeichnungen
ORF Wien (1974)


Besetzung
Himmelsfigur (Tänzerin)
Junger Mann – einer der Eingeborenen (Tänzer)
Eingeborene von Migo Migo, drei Ingenieure, Kunden und Beamtin in der Regional-Bank, zwei Gangster, ein Einsiedler, Postbeamte (Mimen)
ein (oder mehrere) Sprecher
Tonband (elektronische Musik)
Live: einige Chorstimmen, Perc, Pft (nach Bedarf)


Themenkreise
Irdische Abenteuer einer Außerirdischen. Eine Groteske.


Entstehung
Entstanden für das Österreichische Fernsehen auf Anregung des Regisseurs Hermann Lanske, der bereits Ausgerechnet und verspielt inszeniert hatte. Krenek erfand ein (absurdes) Märchen für Tänzer, Pantomimen und kommentierenden Sprecher. Außer dem Libretto und der Partitur schrieb er auch das Drehbuch mit Anweisungen für Kameraeinstellungen und Beleuchtung, wobei er die Möglichkeiten der damals neuesten Studiotechnik nutzte. Mittels Spezialeffekten wollte er ausufernde Symptome der Weltraumforschung auf skurrile Weise satirisch reflektieren.


Zeit und Ort der Handlung
Imaginäre Südsee-Inseln, Gegenwart


Inhalt
Ein außerirdisches Objekt landet auf der Südseeinsel Migo Migo. Darin eine Flasche. Göttergeschenk, vermuten die Einheimischen. Zeitgleich vermissen Ingenieure der nahen Satelitten-Überwachungsstation einen Kollegen. Sie bemächtigen sich der Flasche, auf Nachricht des Verschollenen hoffend. Zwar ist ein beschriebenes Papier da, aber zur großen Überraschung entschlüpft der Flasche ein weibliches Wesen und flieht. Dies beobachtet ein eingeborener Jüngling. Er erwischt ein Teilstück des Papiers und rennt dem engelhaften Wesen hinterher. Nicht als einziger. Es entwickelt sich eine turbulente Verfolgungsjagd samt allerlei Ungemach. Bankfiliale, Postamt, Falltür und anderes mehr sind recht hinderlich. Aber dann, und oh Wunder: Jüngling und Engelhafte finden sowohl einander als auch das andere Papierstück. Jetzt sind Koordinaten-Zahlen les- und deutbar, Hinweise auf die Sinai-Halbinsel. Dort wird gerade ein Satellit zum Jupiter gestartet. Schwupps, ist die Engelhafte zur Stelle und entschwindet mit dem Satelliten. Der verliebte Jüngling hat das Nachsehen.  


Musik
Genau entsprechend den szenischen Zeitvorgaben elektronisch hergestellte Tonbandmusik. (Der Komponist sah darin einen Vorteil, weil die Synchronisationsmühen mit einem Orchester während der Produktion wegfallen.) Der vorab live gesungene Anfangschor (mit Perkussion) ist auf Tonband aufgezeichnet. Die Worte „habe ich aus einem hawaiianischen Wörterbuch zusammengestellt, das mir in die Hände kam, als ich 1967 an der Universität von Honolulu unterrichtete“. (E. K. in Das musikdramatische Werk Bd. 3)


Resümee
Zeitgeist-Treiben ironisch beleuchtet

 


Im Spiegel der Presse

Nicht dokumentiert.

 

Weiterführende Literatur

Ernst Krenek, Das musikdramatische Werk - Band 3, Österreichische Verlagsanstalt, Wien 1990 (Libretto)

John L. Stewart, Ernst Krenek – eine kritische Biographie, Verlag Hans Schneider, Tutzing 1990, S. 415-416

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